Zeitgeist 1


 

In welch einer dystopischen Zeit wir uns doch befinden. Aus der Sicht eines Zynikers, wäre die Welt zum Untergang verurteilt. Keiner sieht dem anderen mehr ins Gesicht, alle sind verkabelt und vernetzt. Die Realität, ohne Led-Leuchten und Pixel, nimmt die noch jemand wahr? Falsche Informationen werden gestreut, Müll produziert, Meere verschmutzt, keinen kümmert es. Zumindest nicht jene, die das Unglück verhindern könnten. Geld regiert die Welt, so wie es schon immer war. Hat sich denn wirklich etwas geändert, am Denken der Menschen? Gibt es selbstlose Menschen, die so viel Geld auf ihrem Konto haben, dass sie es gar nicht ausgeben könnten, bis ihr Augenlicht erlischt?

Ich sehe ja, ich spüre ja, ich spreche ja. Mit Menschen, die das Licht sehen, mit Menschen die, die Schönheit vernehmen. Aber sind wir genug? Können wir die Welt retten? Kann der Konsument dem Produkt widerstehen? Sind wir selbst, zu Produkten geworden? Zu Teilen einer großen Maschinerie erwachsen? Hat sie die Geschichte nicht schon fertig geschrieben?

Wer arm ist, hat jener die Möglichkeit? Seine Seele nicht verkaufen zu müssen, den weiten Weg aus der Heimat zu bestreiten, um Möglichkeiten zu schaffen? Verstehen wir unser Privileg? Denn jener, jener aus prekären Verhältnissen, er hat sie nicht. Ich hoffe wir verstehen unser Privileg. Viele sensible Seelen werden krank, denn auch wir im Wohlstand, wenn mit Herz besäht, trauern um die Ungerechtigkeit.

Ein globaler Zusammenhalt. Was wäre das für eine schöne Sicherheit. Ich vernehme nur den Verfall.

Nach Verfall, Wiederaufbau? Nach Tod, Wiedergeburt? Renaissance?

Die Hoffnung wird uns tragen. Aber nur im metaphorischen Sinne. Unsere Hände sind es, die den Lauf der Dinge bewegen.


(Foto: Lilie Zahn, Mailand 2023) 

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